Veranstaltung: | Kreismitgliederversammlung November 2018 |
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Tagesordnungspunkt: | 3. Debatte und Beschlussfassung des Programmes zur Bezirkswahl 2019 |
Status: | Beschluss (vorläufig) |
Beschluss durch: | Kreismitgliederversammlung |
Beschlossen am: | 19.11.2018 |
Eingereicht: | 19.11.2018, 20:45 |
Antragshistorie: | Version 1 |
Rotherbaum, Harvestehude, Eimsbüttel und Hoheluft-West - das Kerngebiet unseres Bezirks
Text
Auf den ersten Blick beeindrucken diese vier zentral gelegenen Stadtteile durch
ihre umfangreichen Altbaubestände. Für viele Menschen sind sie sehr attraktiv –
gerade auch wegen ihrer hohen Dichte. Gute Verkehrsanbindungen, viele Kneipen
und Geschäfte und zahlreiche Möglichkeiten der Begegnung sind das große Plus
dieser Stadtteile. Dem gegenüber stehen vergleichsweise wenig Grün und wenig
Platz auf den Straßen sowie eine hohe Luft- und Lärmbelastung.
Mit der vielfältigen Bevölkerung im Kerngebiet kommen ganz unterschiedliche
Interessen und Erwartungen auf engem Raum zusammen. Familien leben neben
Singles, WGs sind Nachbarn von Senior*innen und Fußgänger*innen kommen
regelmäßig mit Autofahrer*innen in Kontakt. Neue Ideen für das zukünftige
Kerngebiet müssen immer offen für diese bunte Mischung sein.
Wir möchten den öffentlichen Raum grundsätzlich für alle zugänglich und
attraktiv gestalten. Und gerade dort, wo er knapp vorhanden ist, finden wir es
umso wichtiger, ihn als gemeinsamen Lebensraum zur Fortbewegung und Erholung zu
begreifen und die unterschiedlichen Bedürfnisse in seine Verteilung
einzubeziehen. Das gilt für spielende Kinder ebenso wie für spazierende ältere
Bewohner*innen, Freizeitsportler*innen oder auch Urban Gardener. Kreative und
innovative Konzepte sollen die Qualität des öffentlichen Raums im Kerngebiet
erhöhen und dabei helfen, sich von der klassischen einseitigen Nutzerperspektive
zu lösen. Die Begegnung untereinander soll im Mittelpunkt stehen.
Unser Zukunftsprojekt
Freiraum für alle - der Straßenraum wird neu verteilt
Wir wollen Fahrbahnflächen verkleinern und die Straßen zu Treffpunkten und
grünen Begegnungsräumen machen.
Wir möchten, dass die Straßen künftig nicht mehr in erster Linie auf den
Autoverkehr ausgerichtet sind, sondern ausgewogen Jüngere und Ältere,
Radfahrer*innen, Fußgänger*innen und den öffentlichen Nahverkehr mit
einbeziehen. Sicherlich ist es nicht immer einfach, ausgeglichene
Verkehrskonzepte für das Kerngebiet zu erstellen, derzeit ist der Autoverkehr
überrepräsentiert und die stärkste Kraft im öffentlichen Raum. Aber aufgrund von
immer mehr Radfahrer*innen und Fußgänger*innen haben wir gerade im Kerngebiet
die Chance, Straßen nicht mehr nur als Mittel zur Fortbewegung zu begreifen,
sondern ebenso als zu gestaltende Fläche für unterschiedliche Nutzer*innen und
damit auch über die Stadtteilgrenzen hinweg zu zeigen, dass ein friedliches
Miteinander funktioniert. Konkret wollen wir bei baulichen Maßnahmen diesem Mix
immer gerecht werden und vor allem Autofahrer*innen Alternativen aufzeigen (wie
beispielhaft im Projekt „firstmover“ umgesetzt), um uns der Herausforderung des
Platzmangels auch künftig konstruktiv zu stellen. Darum wollen wir dafür sorgen,
dass weniger private KFZ im öffentlichen Raum herumstehen, indem wir im
Kerngebiet und darüber hinaus Bewohnerparken einführen und mehr Quartiersgaragen
ermöglichen.
Straßen sollen unserer Meinung nach auch Nachbarschaftsbegegnungen fördern und
gemeinsame Initiativen, wie Straßenfeste, ermöglichen. Soziale Vernetzung ist
eine wichtige Komponente, die wir auch im Kerngebiet fördern wollen. Den
Generationenmix im Stadtteil wollen wir erhalten und uns für
Nachbarschaftsengagements und eine Steigerung des Zusammengehörigkeitsgefühls
stark machen.
Bei der Gestaltung des öffentlichen Raums stellt sich auch immer die Frage nach
dem Umgang mit Grünflächen. Für uns ist klar, dass sie eine ganz besondere
Bedeutung haben. Das vorhandene Grün muss im Kerngebiet erhalten bleiben und, wo
es geht, sind Begrünungen zu fördern. Auch vergleichsweise kleine Flächen können
unverzichtbar sein und einen großen Nutzen für viele bedeuten, sei es als
Bewegungsmöglichkeit, als Erholungsort und Begegnungsraum beim gemeinsamen
Gärtnern oder als Sprunginsel für viele Tiere. Und wieder gilt: Wenn wir Straßen
nicht nur als Verkehrsflächen, sondern alternativ begreifen, dann kann sich eine
attraktive Verbindung zwischen Grünflächen und Straßenraum oder bisherigen
Straßenplätzen ergeben. Wir wollen die Eimsbütteler Landschaftsachse vom
Niendorfer Gehege über den Stadtpark Eimsbüttel an der Hagenbeckstraße bis zum
Kerngebiet zu einer durchgehenden grünen Verbindung ausbauen. Dabei sollen die
Grünflächen durch begrünte Straßen mit einladenden Fußwegen verbunden werden.
Dazu gehört beispielsweise eine Erweiterung des Else-Rauch-Platzes durch einen
Rückbau der Verkehrsfläche der Methfesselstraße.
Mit den knappen Grünflächen im Kerngebiet ist bei der Nachverdichtung behutsam
umzugehen. Wir wollen niemanden, der Interesse an Wohnraum in unserem Bezirk
hat, ausschließen und müssen daher auf die Nachfrage angemessen reagieren. Dabei
ist es mit gutem Augenmaß tatsächlich möglich, bezahlbare Wohnungen zu schaffen
und gleichzeitig das Grün zu erhalten. Eine rücksichtsvolle Herangehensweise bei
der Suche nach baulichen Möglichkeiten lässt eine Nachverdichtung ohne Verluste
von Grünflächen durchaus zu. Um auf dem Wohnungsmarkt den Bewohner*innen-Mix im
Viertel ebenso aufrecht zu erhalten, wollen wir mehr Sozialwohnungen bauen und
Baugemeinschaften, Wohnprojekte und neue Eigentumskonzepte fördern. Lokale
Anwohner*innen sollen bei der städtebaulichen Planung insbesondere von
Großbauprojekten schon früh aktiv mit eingebunden werden, damit ihr Wissen und
ihre Bedürfnisse in der Ausführung angemessen berücksichtigt werden können.